Harlem als Raum der Ausschließung

Harlem als Raum der Ausschließung

Das Projekt „Harlem als Raum der Ausschließung“ thematisiert die Geschichte Harlems, mit besonderem Fokus auf der Harlem Renaissance in den 1920er und -30er Jahren. Wir gehen davon aus, dass sich Harlem als Heterotopie beschreiben lässt: als ein Raum, der irritiert und in dem besondere Gesetze gelten. Unter Bezugnahme auf das Heterotopie-Konzept des französischen Philosophen Michel Foucault untersuchen wir daher den Diskurs über den New Yorker Stadtteil. Heterotopie ist immer in Verbindung mit Räumen zu verstehen und zu interpretieren. 
Harlem kann als ein symbolisch überdeterminierter Raum der Ausschließung verstanden werden. Dies wird vor allem an der Entwicklung des städtischen als auch kulturellen Raumes deutlich. Bereits im 17. Jahrhundert mit der Gründung Harlems durch niederländische Einwanderer werden andere Ethnien, vor allem Afroamerikaner, ausgegrenzt. Die Geschichte Harlems zeichnet sich durch Phasen des strukturellen Rassismus und durch historisch etablierte Machtverhältnisse aus. Insbesondere die Gentrifizierung des Stadtviertels seit Ende der 90er Jahre zeigt, dass struktureller Rassismus in Harlem nicht nur ein historisches, sondern auch ein institutionelles Problem ist. 
So wurden in Harlem Ethnien und Menschen einer anderen Gruppe nahezu permanent ausgegrenzt. Für den Zeitraum der Harlem Renaissance von 1919-1935 können Konzepte der Ausschließung und Aspekte der Heterotopie nach Foucault besonders gut zur Erklärung herangezogen werden. Die Harlem Renaissance wird oft als Wiederaufblühen afroamerikanischer Kunst und Kultur beschrieben. Afroamerikaner wurden während des kulturellen Aufschwungs einerseits vom amerikanischen Mainstream ausgeschlossen, andererseits grenzten sich afroamerikanische Künstler auch bewusst davon ab, da sie sich mit diesem nicht identifizierten. So kann man Harlem räumlich und auch kulturell gesehen während dieser Phase als einen Raum der Abweichung bezeichnen, da ein Großteil der Harlemiten nicht der amerikanischen Lebensweise entspricht.

Jonas Cölsche, Kaya-Tara Siewerth & Sarah Wengler 

Das berühmte Apollo Theater in Harlem

Literatur:

Foucault, Michel: „Andere Räume“. In: Barck, Karlheinz u.a. (Hg.), Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig 1992, S. 34-46.

Finzsch, Norbert; „The Harlem Renaissance, 1919-1935: American Modernism, Multiple Modernities or Postcolonial Diaspora?“, S. 193-212. In: Thomas Welskopp, Alan Lessoff (Hrsg.): Fractured Modernity. America Confronts Modern Times, 1890s to 1940s. Oldenbourg Verlag München 2012 (=Schriften des Historischen Kollegs, Bd. 83).