Begriffsgeschichte: Die Umsemantisierung von No-go-Areas. Analyse eines Video-Beitrags des rechtsextremen „DS-TV“

Begriffsgeschichte: Die Umsemantisierung von No-go-Areas
Analyse eines Video-Beitrags des rechtsextremen „DS-TV“

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Wurde der Begriff „No-go-Area“ vor einigen Jahren noch zum Schutz für People of Colour verwendet, haben rechtsextreme und -populistische Bewegungen inzwischen zu einer vollständig konträren Umsemantisierung beigetragen. Die Analyse eines Videos des NPD-Sprachrohrs „DS-TV“ zeigt, wie die extremen Rechten zu der Begriffsveränderung beitragen und „No-go-Area“ als Kampfbegriff für ausländerfeindliche Aktionen verwenden.
Wirft man einen Blick auf die Etymologie des Terminus „No-go-Area“, wird man von einer vielseitigen Begriffsgeschichte überrascht, wenngleich der Begriff mit seiner vermutlich ersten Verwendung im Jahr 1970 relativ jung ist.
Damals herrschte in Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe, ein Bürgerkrieg, bei dem die Regierung bestimmte Gebiete den Aufständischen überließ und diese für die Zivilisten als „No-go-Areas“ betitelte. Diese Begriffsverwendung für die Kennzeichnung militärischer Sperrgebiete setzte sich im Vietnamkrieg (ca. 1955 bis 1975) fort. Nach den Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima wurde der Begriff als Synonym für die errichteten Sperrzonen (1986 bzw. 2011) verwendet. Der Begriff geht in die deutsche Sprache ein, als 2006  der „Afrika-Rat Berlin/Brandenburg“ im Vorfeld der Fußball-WM No-go-Areas in Brandenburg ausweist, in denen ausländische Fans mit rassistischen Übergriffen rechnen müssten.
In der Folge (ca. ab 2015) betreiben extreme Rechte und Rechtspopulisten eine Umsemantisierung des Begriffs. Sie verwenden ihn als politischen Kampfbegriff, um Orte zu brandmarken, in denen vermeintlich durch Migrant:innen für „Deutsche“ Gefahr  droht.

Ein Video des NPD-Sprachrohrs „DS-TV“ zeigt, wie die extremen Rechten den Begriff besetzen: Die Video-Analyse deckt die rassistische Hetze der Urheber auf, die sich unter dem Deckmantel eines vermeintlichen Journalismus verstecken. Vor allem sprachlich (stilistisch und rhetorisch) sowie bildlich (schnitttechnisch) wird Dehistorisierung durch Parajournalismus betrieben.

Manuel Montefalcone & Abdallah Borrmann